Die ästhetische Theorie und Demokratietheorie John Deweys zeichnet sich aus durch eine dynamische Konstruktion einer Spannung zwischen einem Sicherheits- und Ordnungsbedürf-nis von Subjekten innerhalb menschlicher Gemeinschaften auf der einen Seite und einer
positiven Bewertung von Handlungsfähigkeit auf der anderen Seite, die von Prekarität und Kontingenz gekennzeichnet ist. Dewey hebt somit die Offenheit und Intensität von Handlungssituationen hervor gegenüber rationalen Schließungen im philosophischen oder allgemeinen wissenschaftlichen Denken sowie im hierarchischem Befehlen als der externen Setzung von Zwecken. Eine herausragende Rolle innerhalb der Gestaltung unseres Zusammenlebens kommt in seiner Theorie den Künsten, aber auch basisdemokratischen Auseinandersetzungen oder den Bildungsprozessen von Kindern zu. Dort spielt ein flexibles, sich stets anpassendes Handeln eine wesentliche Rolle.
Wie aktuell ist diese ästhetisch fundierte Theorie - im Hinblick auf eine angemessene Darstellung künstlerischer Entwicklungen heute? Vermag sie es, gegenwärtige Entwicklungen in den Künsten angemessen zu erfassen? Kommen wir mit seinem Denken in Bezug auf heutige Herausforderungen der Demokratie unter digitalmedialen Voraussetzungen weiter? Und ist die Intensität ästhetischer Erfahrungen auch in neoliberalen Zusammenhängen noch als Moment der Konstitution eines Wir verstehbar? Im Symposium möchten wir zusammen mit unseren Gästen Katrin Wille (Hildesheim), Markus Rieger-Ladich (Tübingen), Petra Maria Meyer (Kiel), Josef Früchtl (Amsterdam) und Susanne Schmetkamp (Fribourg) solchen und ähnlichen Fragen nachgehen, um die Potentialitäten des Denkens von Dewey in unserer Zeit zu thematisieren. Organisiert wird das Symposium von der John-Dewey-Arbeitsgruppe des Forschungsschwerpunkts Ästhetik.
Vorläufiges Programm
10:00 Ankunft/Kaffee
10:15 Begrüßung
10:30 - 13:00 Panel: Künste und Gestaltung
Moderation: Kai Wortmann (Tübingen)
- Petra Maria Meyer (Kiel): Erfahrungsaustausch. John Deweys Konzept einer "Organisation von Energien" in den Künsten und situativer, gesellschaftlicher Interaktion
- Susanne Schmetkamp (Fribourg): Flow?! Die ambivalente Zeitlichkeit der Aufmerksamkeit in der ästhetischen Erfahrung
13:00 - 14:00 Mittag (Mensa)
14:00 - 15:00 Panel: Künste und Gestaltung (Fortsetzung)
- Florence Borggrefe (Zürich): Künstlerisch Handeln, ästhetisch Erfahren. Zur Aktualität und Untrennbarkeit zweier Konzepte in der Philosophie John Deweys.
15:00-15:30 Kaffeepause
15:30 - 17:45 Panel: Erziehung und Bildung
Moderation: Pia Rojahn (Wuppertal/Tübingen)
- Marcello Ruta (Zürich): Zwischen Fortschritt und Bewahrung. Vorläufige Bemerkungen über Deweys Erziehungsbegriff
- Markus Rieger-Ladich (Tübingen): Moralischer Rigorismus und positionaler Fundamentalismus. Wie sich Erfahrungen (nicht) teilen lassen
19:00 Abendessen
9:30 -11:45 Panel: Politik, Demokratie, Digitalität
Auftakt und Moderation: Judith Siegmund (Zürich)
- Katrin Wille (Hildesheim): Zur Bedeutung ästhetischer Vollzüge für die Demokratie als Lebensform. Warum bei Dewey Ästhetik und Demokratie nicht ohne einander können
- Josef Früchtl (Amsterdam): Der Scherbenhaufen der Politik und die Kraft der Kunst
11:45-12:00 Pause
12:00-13:00 Abschlussdiskussion